In seinem Pandemieplan vom März 2020 veranschlagt fördern&wohnen eine Corona-Infektionsquote von mindestens 20 Prozent in seinen Einrichtungen. In den von dem Unternehmen betriebenen Erstaufnahmeeinrichtungen und Wohnunterkünften leben rund 31.500 Geflüchtete und Wohnungslose auf engem Raum – demnach wird dort mit über 6.300 Infizierten gerechnet. „Kaum vorstellbar was passiert, wenn das wirklich eintritt“, erklärt Carola Ensslen, Fachsprecherin für Geflüchtetenpolitik der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Angesichts eines solchen Szenarios bin ich völlig fassungslos, dass fördern&wohnen zwar Hygienemaßnahmen ergriffen hat, aber ansonsten einfach nur darauf wartet, dass Verdachtsfälle oder gar Infekte auftreten und dann in aller Regel mindestens einen ganzen Flur isoliert, also vielen Menschen große Freiheitsbeschränkungen auferlegt.“
Laut Auskunft der Sozialbehörde gab es mit Stand 30. März bei f&w 273 Verdachtsfälle und 28 Infektionen. Betroffen sind 37 der insgesamt rund 120 Standorte. „28 Infektionen klingt nach wenig, aber wir wissen ja um die rasante Ausbreitung“, so Ensslen. „Wenn jetzt schon ein Drittel der Standorte betroffen ist, sehe ich eine große Gefahr. Hinzu kommt, dass Personen, die zu Risikogruppen gehören, nicht gesondert geschützt werden. Die Stadt setzt das Leben besonders Schutzbedürftiger aufs Spiel.“ Daher müsse die Unterbringung der Menschen umgehend vorbeugend entzerrt werden, um die Infektionsrate zu senken, zum Beispiel müsse die Doppelbelegung von Zimmern – mit Ausnahme von Familien – beendet werden. Reservekapazitäten müssten schnell aktiviert und gegebenenfalls neue Kapazitäten geschaffen werden.
Und hier ist noch der Ablaufplan im Ankunftszentrum verlinkt.
Die MOPO greift das Thema am 05. April 2020 auf.